Unter dem Titel «Logistics for Circular Solutions» referierte Fabian Gerdes von der Salzgitter-Tochter Salzgitter Flachstahl GmbH über die Ziele seines Unternehmens, Stahl und Rohstoffe nachhaltig in Kreisläufen zu transportieren, und sprach über den Beitrag der Stahlherstellung für das Erreichen der Klimaziele.
Nach einer kurzen Vorstellung des Salzgitter-Konzerns und der Konzerntochter Salzgitter Flachstahl ging Gerdes auf die Massnahmen ein, die künftig zur Treibhausgas-Neutralität bei Salzgitter Flachstahl führen sollen. Hierbei konzentrierte er sich auf eine im eigenen Konzern entwickelte Lösung.
Dank des Konzepts «Salzgitter Low CO2-Steelmaking» (Salcos) soll mit dem sogenannten «Carbon-Direct-Avoidance»-Verfahren (CDA) und der Verwendung von Wasserstoff anstelle von Kohlenstoff als Reduktionsmittel nahezu CO2-frei Stahl produziert und bis 2033 über 95 Prozent des CO2-Ausstosses reduziert werden.
Das Unternehmen Salzgitter Flachstahl produziert hochwertige Stahlgüter (Profilstahl, Warmband-Stahl, Kaltband-Stahl, feuerverzinktes und beschichtetes Blech oder Coils etc.) für anspruchsvolle Anwendungen. So ist die Stahlspezialistin Lieferantin grosser Automobilhersteller-Konzerne wie etwa VW, Ford, Mercedes-Benz, Audi, BMW oder Skoda.
Bahn und Binnenschiff als bevorzugte Transportmittel
Zu der anvisierten, nahezu klimaneutralen Stahlproduktion brauche es aber eine nachhaltige und klimaneutrale Logistik, so Gerdes. Die nächste Herausforderung liege darin, die Stahlprodukte auch umweltschonend zu transportieren. Salzgitter Flachstahl habe den Anspruch, Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und grüner Logistik zu sein.
Wenn immer möglich, setze das im Jahr 1937 auf der grünen Wiese gegründete Unternehmen auf die Verkehrsträger Bahn und Binnenschiff. Inbound sind bei Salzgitter Flachstahl jährlich rund 11,5 Millionen Tonnen Material, outbound circa 3,25 Millionen Tonnen mit der Eisenbahn (Anteil der Versandlogistik bei Salzgitter: 80 Prozent), mit Lkws (Anteil bei Salzgitter: 18 Prozent) oder mit Binnenschiffen (Anteil bei Salzgitter: zwei Prozent) unterwegs.
Die Transportmenge nehme stetig zu, während die Infrastruktur in Deutschland (insbesondere auch die Schienen-Infrastruktur) stagniere und teilweise vernachlässigt werde, sagte Gerdes weiter. Grundsätzlich sei die Eisenbahn bei Salzgitter Flachstahl jedoch «die erste Wahl». Denn mit einem einzigen Zug liessen sich circa 100 Lkw-Ladungen einsparen.
Bei Salzgitter werden pro Woche 1000 Güterbahnwagen mit Stahlprodukten bewegt. Gerdes erklärte, dass die Binnenschifffahrt – anders als etwa Strasse und Schiene – als Transportmittel noch grosse Kapazitätsreserven habe. Zuden zeichne sich die Schifffahrt dadurch aus, dass sie leise, pünktlich, staufrei und umweltfreundlich unterwegs sei.
Die Salzgitter Flachstahl nahm in Bezug auf nachhaltiges Handeln und angesichts des vorgesehenen Transformationsprozesses zur Reduktion des CO2-Ausstosses das Heft selbst in die Hand und begann damit, nachhaltige und innovative Lösungen zu entwickeln. Dazu gehört beispielsweise das neue Zugprüfkonzept «Ontrail»: Dabei handelt es sich um eigens entwickelte Kamerabrücken, die auf dem riesigen Salzgitter-Firmenareal installiert wurden.
Diese erkennen mithilfe von künstlicher Intelligenz an vorbeifahrenden Züge mit Salzgitter-Stahlprodukten, ob und wie beschädigt die Abdeckungen (in der Regel Planen) der Güterwagen sind und ob die Ware trocken bei den Kunden ankommen kann. Des Weiteren entwickelte die Firma ein elektrisch angetriebenes Binnenschiff, das auch bei niedrigem Wasserstand noch fährt.
Gerdes erklärte auch, dass in Zeiten fragiler Lieferketten und angesichts geopolitisch unsicherer Zeiten (Stichwort Ukraine-Krieg) das Risiko bestehe, dass die Logistik-Ressourcen knapp werden. Demensprechend sei eine engere Abstimmung zwischen den an der Transportkette beteiligten Akteure gefordert. Transportströme müssten gebündelt und Ressourcen besser ausgelastet werden.