Das Unternehmen Kasto Maschinenbau GmbH & Co. KG, im Jahr 1844 vom Zimmermann Karl Stolzer gegründet, ist heute eine weltweit anerkannte Grösse im Bereich von Metallsäge-Maschinen, halb- und vollautomatischen Lagersystemen sowie von automatisierten Handling-Einrichtungen für Metall-Langgut, Bleche und Zuschnitte. Das Unternehmen mit Hauptsitz im baden-württembergischen Achern (Deutschland) blickt auf eine 180 Jahre Geschichte zurück und zählt damit zu den ältesten Familienbetrieben in ganz Europa.
Mit dem Bau von Sägegattern und später von Sägewerken für die Holzbearbeitung legte der Firmengründer Karl Stolzer den Grundstein für den weiteren Erfolg des Unternehmens. Den entscheidenden Schritt zum modernen Werkzeugmaschinen-Hersteller für die Bearbeitung von Metall machte Kasto kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1947, als das familiengeführte Unternehmen ein Patent für die Bügelsäge anmeldete. Anfang der 1970er-Jahre präsentierte Kasto dann das erste vollautomatische Langgutlager.
In sechster Generation
Mittlerweile lenkt Ur-ur-Enkel Armin Stolzer als geschäftsführender Gesellschafter die Geschicke des Unternehmens – und das bereits seit mehr als 30 Jahren. Kasto beschäftigt weltweit über 700 Mitarbeitende und erwirtschaftete in den vergangenen Jahren regelmässig einen Umsatz im dreistelligen Millionenbereich. Zuletzt erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2023 einen Umsatz von 149 Millionen Euro in der Gruppe konsolidiert - bei einem gleichzeitig stabilen Auftragseingang.
In der Zwischenzeit hat Kasto rund um den Globus mehr als 140'000 Sägemaschinen verkauft - sowie über 2400 Lagersystem-Anlagen installiert. Kasto ist und bleibt ein familiengeführtes Unternehmen. Neben Firmenchef Armin Stolzer sind auch dessen Ehefrau Ruth Stolzer sowie die restlichen vier Familienmitglieder (Stephanie Riegel-Stolzer, Jonathan Riegel, Sönke Krebber und Nicole Krebber-Stolzer) in der Geschäftsleitung des Unternehmens vertreten und in unterschiedlichen Funktionen tätig.
Gut aufgestellt
Armin Stolzer erklärte anlässlich der Pressekonferenz von 180 Jahre Kasto, dass die derzeitige wirtschaftliche und politische Gesamtsituation - Stichworte hier: Corona-Pandemie, Lieferengpässe, fragile Lieferketten, fehlende Elektronik-Komponenten, Ukraine-Krieg und Israel/Gaza-Konflikt - schwierig sei. Stolzer: «Wir leben in herausfordernden Zeiten. Das heisst, wir müssen uns anstrengen, dass wir weiterkommen.» Kasto als Hersteller von Investitionsgütern folge nicht direkt den Konjunkturzyklen, sondern oftmals erst später, weil die Investitionen erst dann stattfinden würden, wenn das Geld in der Kasse sei. Nicht ohne Stolz sagte Stolzer, dass Kasto insbesondere die letzten Jahre (inklusive Corona-Krise) gut gemeistert habe: «Wir haben eine konstant stabile Geschäftsentwicklung, wie an den Zahlen ersichtlich ist.»
Hauptzielmärkte von Kasto seien Deutschland, Europa und Nordamerika. Generell sei festzuhalten, dass die Projekte tendenziell immer grösser und komplexer würden. Das bedinge den Einsatz unterschiedlicher Technologien und Software. Bestes Beispiel hierfür seien etwa die Investitionen der Firma SEW-Eurodrive, die bei Kasto in jüngerer Vergangenheit einen ganzen Strauss an Grossanlagen in Auftrag gegeben hat (siehe auch die entsprechende Passage weiter unten im Text).
Kasto-Geschäftsführer Stolzer sagte ferner, dass er davon ausgehe, dass in den USA nach den Präsidentschaftswahlen in der zweiten Hälfte dieses Jahres wieder verstärkt investiert werde. Und zwar egal, ob Joe Biden oder Donald Trump das Rennen mache. Der Fachkräftemangel sorge ausserdem dafür, dass künftig verstärkt in vollautomatische Lager- und Säge-Lösungen investiert werde.
Mehr als 170 Patente
Kasto ist führend im Bereich Metallsägemaschinen und Lagersysteme für Metall-Langgut und Blech. Kasto stehe ganz klar für Innovation, so Entwicklungschef Sönke Krebber anlässlich der Medienkonferenz. Krebber erwähnte beiläufig auch, dass Kasto mehr als 170 Patente sein eigen nennen könne.
Firmenchef Armin Stolzer verwies seinerseits darauf, dass die meisten Kasto-Produkte den Anwendern/Kunden den Vorteil böten, dass diese vollautomatisiert und mannlos betreibbar und so für eine 24/7-Produktion geeignet seien. Die Kasto-Produkte seien so konzipiert, dass ein materialschützendes Handlingverfahren (kein Verkratzen, kein Verbücken) vorliege und so das Material der Kunden unbeschädigt verarbeitet werde. Wichtig seien zudem die Sicherheits- und Qualitätsaspekte der Kasto-Produkte und -Prozesse.
Das Stammwerk von Kasto, zwischen Offenburg und Baden-Baden gelegen, befindet sich Achern, und dort ist die Firma eine der grössten Arbeitgeberinnen in der Region. Ein zweites Produktionswerk liegt in Schalkau im deutschen Bundesland Thüringen. Die Kasto-Auslands-Niederlassungen sind aktuell für den Vertrieb und den Service eingerichtet. Diese befinden sich in Frankreich, Grossbritannien, in der Schweiz, in den USA, in Singapore und in China. Zusätzlich werden die Kasto-Produkte über verschiedene Vertriebspartner sowie über den Kasto-Shop vertrieben.
Breites Produkte-Portfolio
Das Sägetechnik-Portfolio von Kasto umfasst ein breites Spektrum an Bügel-, Band- und Kreissägen: von kleinen Handmaschinen bis zu Hochleistungs-Bandsägeautomaten zur industriellen Bearbeitung von grossen Blöcken und Platten.
Ausserdem entwickelt und realisiert Kasto unterschiedliche Langgut- und Blechlagersysteme. Hier reicht das Angebot von Lagertürmen in kompakter Stand-Alone-Bauweise bis zu vollautomatischen Hochregalanlagen mit tausenden von Lager-Kassetten. Eine Spezialität des Unternehmens sind Sägezentren, in denen vom Einlagern des Rohmaterials bis zur Kommissionierung der gesägten Abschnitte sämtliche Prozesse autonom ablaufen – auch mit Hilfe von Industrie-Robotern.
Anwender erhalten somit das komplette Equipment zur Materialbevorratung, Produktion und Distribution aus einer Hand – inklusive der dazugehörigen Software. Zu den Kunden zählen unter anderem Firmen aus dem Stahlhandel, dem Werkzeug- und Formenbau, dem Fensterbau, der Automotive- und Luftfahrtindustrie, der Energiebranche sowie Handwerksbetriebe und Werkstätten.
Praxisbesichtigungen
Am zweiten Besuchstag des 180-Jahr-Jubiläums standen Praxisbesichtigungen von zwei Kasto-Kunden auf dem Programm. Zuerst führte die Reise zum innovativen Maschinenbauunternehmen SEW-Eurodrive an dessen Standort Graben-Neudorf bei Bruchsal mit seinen top-modernen und von den Dimensionen her eindrücklichen und enorm weitläufigen Fertigungshallen. Die Firma SEW-Eurodrive produziert Getriebe, Motoren, Getriebemotoren sowie Umrichtertechnik in verschiedenen Baugrössen. Die zweite Visite galt dem Stahlhandelsunternehmen VBE - Vereinigte Baustoff- und Eisen GmbH in Leimen südlich von Heidelberg.
SEW-Eurodrive
Bei SEW-Eurodrive gab es eine gigantische Kasto-Anlage mit zwei Regalbediengeräten, welche 5100 (!) Kassetten versorgen und die mit acht Säge-Automaten verbunden sind, zu bestaunen. Die von Kasto bei SEW-Eurodrive installierte Grossanlage ist dermassend hochautomatisiert, dass diese lediglich von drei bis vier Personen bedient werden kann. Ist ein Sägeblatt an einer Maschine einmal verschlissen, so stellt dies kein Problem dar, da bei SEW-Eurodrive jederzeit gleichwertige Sägemaschinen eingesetzt werden können, um den Betrieb nahtlos weiterführen zu können. Der Transport des Materials an die Kasto-Sägemaschinen erfolgt bei SEW-Eurodrive vollautomatisiert mittels fahrerlosen Fahrzeugen und autonomen mobilen Robotern.
VBE Heidelberg
Von der ersten Praxisbesichtigung bei SEW-Eurodrive ging es dann sogleich weiter zur Firma VBE Heidelberg mit Sitz im Heidelberger Vorort Leimen. Das mittelständische, familiengeführte Stahl-Handelsunternehmen VBE Heidelberg führt ein umfangreiches Sortiment in den Produktbereichen Stabstahl und Bleche, Formstahl, Rohre, Bauelemente und Betonstahl. VBE verfügt über einen modernen Maschinenpark. Die angebotenen Dienstleistungen umfassen: Sägen, Bohren, Sandstrahlen, Konservieren, Edelstahl-Oberflächenveredelung (Schleifen, Brüsten), Plasmabrennen, Ausklinken, Schweissen nach EN1090, Biegen, Schneiden.
Anlässlich des Rundgangs bei VBE Heidelberg erklärte VBE-Geschäftsführer Carl-Frieder Specht, dass sein Unternehmen mit Kasto eine langjährige und erfolgreiche Partnerschaft unterhalte. «Natürlich» ist man versucht zu sagen, stehen auch in den grossen VBE-Produktionshallen bei Heidelberg Maschinen von Kasto im Einsatz. Ins Auge stachen dabei insbesondere die automatischen Kasto-Langgutlager-Anlagen des Typs «Unicompact». So etwa konnte man bei VBE zuschauen, wie mittels einer Kasto-Anlage von einem imposanten Wabenlager aus Säge-Kassetten direkt Stahl- und Metall-Materialien entnommen werden, dort auf eine Schnellwechselstation verbracht und sogleich von Industrie-Robotern zersägt werden. Die übrig gebliebenen Restmaterialien werden in der Folge wieder zurückgelagert.