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Logistik

Logistikcluster Region Basel: Arbeitskräftemangel im Fokus

Die Logistik-Branche der Region Basel traf sich Ende Oktober 2024 im Walzwerk im basellandschaftlichen Münchenstein zum jährlichen Forum des Logistikclusters Region Basel. In diesem Jahr besuchten rund 130 Logistik-Fachleute aus Unternehmen, Verbänden, Politik und Behörden sowie Gäste den Anlass. Zentrale Themen der Veranstaltung waren der Arbeitskräftemangel und die Nachhaltigkeit in der Logistik.

Seit 2011 gibt es den Logistikcluster Region Basel – eine Initiative der Handelskammer beider Basel gemeinsam mit den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt, den Branchenverbänden und Infrastrukturbetreibenden. Am diesjährigen Cluster-Forum tauschte sich die regionale Logistik-Gemeinschaft mit Vertreterinnen und Vertretern aus rund 90 Unternehmen, aus diversen Verbänden, aus der Politik und von den Behörden über die Themenfelder Arbeitskräftemangel und Nachhaltigkeit in der Logistik aus. Beide Themenkreise spielen in der Logistik- und Transport-Branche eine zunehmend wichtiger werdende Rolle.

Deborah Strub, Leiterin Cluster & Initiativen bei der Handelskammer beider Basel (HKBB), eröffnete die Veranstaltung und fragte gleich als erstes ihren Moderations-Kollegen, den aktuellen Präsidenten des Logistikclusters Region Basel, Gian Carlo Alessi, weshalb man in diesem Jahr ausgerechnet diese beiden Themenbereiche zuoberst auf die Traktandenliste gesetzt habe.

Alessi, der neben seiner Tätigkeit als Präsident des Logistikclusters Region Basel auch Geschäftsführer der Firma Lamprecht Pharma Logistics AG ist, erklärte, dass die beiden Themen seit vielen Jahren ein Dauerbrenner und «in aller Munde» seien. In letzter Zeit, so Alessi, habe aber vor allem der Mangel an Arbeitskräften nochmals deutlich an Fahrt zugelegt, die Problematik sei «akuter» geworden.

Baby-Boomer bald weg

Alessi: «Aktuell haben wir die Baby-Boomer, die bald nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt sein werden. Das bedeutet, dass diese Arbeitskräfte vom Markt verschwinden und rein zahlenmässig nicht adäquat ersetzt werden. Kommt dazu, dass mit dem Ausscheiden der Baby-Boomer auch sehr viel Know-how weggehen wird. Hier stellt sich die Frage, wie dieses grosse Fachwissen ersetzt werden soll.»

Des Weiteren stelle sich natürlich auch die Frage, wie die Logistik-Branche den Nachwuchs sicherstellt und für sich gewinnt. Dabei gebe es unzählige Fragen zu klären, so Alessi weiter. Wie könne die Logistik-Branche für junge Leute attraktiver werden, wie sehe es beispielsweise mit den Bewerbungprozessen aus? Im Brennpunkt stünden aber auch Themen wie Robotik, Automation und künstliche Intelligenz.

«Arbeitgeber müssen umdenken»

Den Auftakt zum Referate-Reigen machte André Michel, Geschäftsführer DHL Global Forwarding und der Division Fracht Schweiz: «Arbeitgeber müssen umdenken. Auch wir müssen auf dem Arbeitsmarkt attraktiv bleiben, um Top-Arbeitskräfte für unsere Branche zu gewinnen.» Er zeigte auf, wie sich die weltweit tätige DHL in der beruflichen Grundbildung, bei der Personalgewinnung und -entwicklung sowie bei der Bindung von Mitarbeitenden und im Umgang mit neuen Arbeitsformen engagiert.

«New Work»-Ansatz

Mathias Siegenthaler, Inhaber und CEO der führenden Schweizer Logistik-Personalvermittlerin Logjob, ging auf die Herausforderungen und Chancen der Thematik «New Work» für die Logistik ein. «New Work», so Siegenthaler, beschreibe nichts anderes als den Wandel in der modernen Arbeitswelt - Stichworte hier: flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Arbeitsmodelle, Digitalisierung und Automatisierung. Die Wirtschaft sei sich der Problematik der negativen demografischen Entwicklung - mittelfristig werden rund eine Million Arbeitskräfte in der Schweiz fehlen - durchaus bewusst. Ein Rezept gegen diese Entwicklung ist laut Siegenthaler die Digitalisierung und die Automatisierung.

Bemerkenswertes Grusswort

Bemerkenswert am Logistikcluster-Forum war übrigens der Auftritt von Thomi Jourdan, seines Zeichens Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft. In seinem Grusswort an die hiesigen Logistik-Fachleute und Gäste pries Jourdan die Logistik-Branche als Rückgrat der Wirtschaft an.

Dabei ermunterte er die anwesenden Logistikerinnen und Logistiker, den disruptiven Wandel, den unter anderem die künstliche Intelligenz der Wirtschaft bringt, mit Weitsicht, Mut, Risikobereitschaft und Beharrlichkeit anzugehen. Bemerkenswert war das Referat von Jourdan insofern, weil man aus seinen Voten deutlich heraushören konnte, dass ihn das Thema Logistik wirklich interessiert und dass er sich im Vorfeld seiner Rede mit der Logistik-Branche ernsthaft auseinandergesetzt hat. Etwas, das beileibe nicht oft vorkommt.

Jourdan erklärte: «Wenn das Rückgrat der Wirtschaft, die Logistik, unter diversen Lasten leidet, dann wird das früher oder später spürbare Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben und sich auch auf unseren Wohlstand auswirken. Der Krieg in der Ukraine, die Auseinandersetzungen im Nahen Osten, die Covid-Krise, Probleme mit den Lieferketten oder temporär gesperrte Transportwege wie etwa der Suez-Kanal haben uns aufgezeigt, wie stark abhängig unsere gesamte Wirtschaft und damit unser Wohlstand von einer funktionierenden Logistik ist.» Es sei deshalb enorm wichtig, dass der Gesellschaft bewusst gemacht werde, wie wichtig eine resiliente, sprich belastbare und robuste, aber auch eine anpassungsfähige und agile Logistik sei.

Der unverbraucht-frisch daherkommende Politiker Jourdan, der im Kanton Baselland der Gesundheits-Direktion vorsteht, erklärte, dass nicht nur die Logistik-Branche, sondern auch das Gesundheitswesen vom demselben Problem des Arbeits- oder Fachkräftemangels betroffen sei. Sowohl in der Logistik als auch im Gesundheitsbereich in der Region würden in absehbarer Zukunft je mindestens 40'000 Arbeitskräfte fehlen. Deshalb gehe es jetzt vor allem darum, dass sich die unterschiedlichen Branchen auf die grossen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft einstellen und fit machen sollten. Die allgemeine demografische Situation sei bekannt - und: eindeutig. So werde der Kanton Baselland in ein paar wenigen Jahren derjenige Kanton mit den ältesten Bewohnern der ganzen Schweiz sein. Jourdan: «Und das wiederum bedeutet, dass der Pool an jungen Fachkräften in den nächsten Jahren signifikant abnehmen wird, gerade auch in unserer Region.»

Publikumspreis für nachhaltige Logistik

«Der Logistikcluster wird das Thema Nachhaltigkeit weiter vorantreiben, um die Branche zu stärken», betonte Logistikcluster-Region Basel-Präsident Gian Carlo Alessi: «Ich freue mich, dass wir heute den zweiten Publikumspreis für Nachhaltigkeitsprojekte vergeben können». Nominiert dafür waren die Projekte «Regio-Logistik der Genossenschaft Lebensmittel Netzwerk Basel», «Planzer KEP AG - Routenoptimierung mit KI» und «Swissport International AG – Kühlzellen am EuroAirport Basel». Das Publikum entschied sich deutlich für das Projekt «Regio-Logistik» der Genossenschaft Lebensmittel Netzwerk Basel (GLN Basel).

www.logistikcluster-regionbasel.ch
www.hkbb.ch