Mit dem «Load Runner» hat das Fraunhofer IML eine neue Generation Fahrerloser Transportfahrzeuge mit enormer Sortierleistung entwickelt. Seine verteilte intelligente Fahrzeugkoordination soll das autonome High-Speed-Fahrzeug auf ein neues Level der Schwarm-Robotik heben.
Die Transportfahrzeuge verfügen über die Beschleunigung eines Sportwagens und dringen in eine ganz neue Leistungsklasse vor. Das gemeinsame Ziel der Kion Group und des Fraunhofer IML ist die Industrialisierung und Optimierung der KI-basierten Schwarmtechnologie vom Sensor bis zur überlagerten Plattform.
«Künstliche Intelligenz revolutioniert die Branche, und daran wirken wir aktiv mit. Der Ausbau der Künstlichen Intelligenz für unsere Produkte und Softwarelösungen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie 'Kion 2027'», sagt Gordon Riske, Vorstandsvorsitzender der Kion Group AG.
«Die innovative Load Runner-Technologie und die Partnerschaft mit dem Fraunhofer IML werden uns dabei helfen, die Abläufe in den Warenlagern unserer Kunden noch einfacher, schneller und effizienter zu gestalten - eine grosse Erleichterung für die Logistik-Teams vor Ort und eine deutliche Steigerung der Wirtschaftlichkeit.»
«Mit seiner Künstlichen Intelligenz wird der LoadRunner zur Blaupause der Intralogistikbranche auf dem Weg in eine in Echtzeit vernetzte, digitale Plattformökonomie», ergänzt Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML.
«Die Fahrzeugschwärme vereinen die Fähigkeiten von leistungsfähiger Sortier- und Fördertechnik mit den Potenzialen autonomer KI-basierter Systeme. Der Start des gemeinsamen Enterprise Labs mit der Kion Group unterstreicht eindrucksvoll das disruptive Potenzial dieser Technologie. Mit Kion haben wir einen Think Tank der Intralogistik als Partner gewonnen, der mit dem Load Runner weltweit Märkte erschliessen wird.»
Gemeinsam forschen und optimieren
Im «Enterprise Lab» am Fraunhofer IML in Dortmund werden acht Mitarbeitende beider Partner gemeinsam an der Weiterentwicklung der LoadRunner-Technologie arbeiten. Das Lab wird voraussichtlich noch in diesem September seinen Betrieb aufnehmen und ist für eine Laufzeit von mindestens drei Jahren ausgelegt.
Aktuell kann sich ein «Load Runner» hochdynamisch mit bis zu zehn Meter pro Sekunde im Schwarm bewegen. Bei Bedarf können sich mehrere Fahrzeuge und bis zu vier passive Anhänger untereinander magnetisch zusammenkoppeln, um grosse und sperrige Teile zu transportieren.
Mit seiner Dynamik und seinem omnidirektionalen Fahrwerk ist der «Load Runner» perfekt für die Sortier- und Verteilprozesse geeignet. Die Lastabgabe erfolgt ohne zusätzliche Aktorik ausschließlich mittels Trägheit beim Abbremsen des Fahrzeugs.
Der einzelne «Load Runner» kann Lasten bis zu einem Gewicht von etwa30 Kilogramm allein transportieren und sortieren. Somit lässt er sich zum Beispiel auch für den Transport und die Sortierung von Gepäckstücken an Flughäfen einsetzen.
Vielversprechende Ergebnisse
Der vom Fraunhofer IML entwickelte «Load Runner» hatte im Rahmen eines vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderten Projekts beim Digital-Gipfel 2019 seinen ersten Auftritt. Im September 2020 lieferte eine durchgeführte Untersuchung zum Einsatz des LoadRunners für die Paketsortierung die ersten vielversprechenden Ergebnisse: Mit nur 60 Fahrzeugen lassen sich theoretisch deutlich über 10'000 Sendungen pro Stunde sortieren.
Damit erreichen 60 «Load Runner» bereits Leistungsbereiche von klassischen Sortiersystemen. Im Gegensatz zu diesen benötigt der «Load Runner» jedoch wesentlich weniger fest installierte Infrastruktur und bietet eine deutlich schnellere Inbetriebnahme, dynamische Leistungsanpassung und höhere Skalierbarkeit.
«In der 'Silicon Economy', der digitalen Plattformökonomie der Zukunft, werden sich Fahrzeugschwärme selbst organisieren und mit Menschen, anderen Schwärmen und Plattformen kommunizieren, um ihre Mission zu erfüllen», prognostiziert ten Hompel.
Der «Load Runner» sei Dank künstlicher Intelligenz in der Lage, selbstständig Aufträge anzunehmen und zu verhandeln - und damit «eine Revolution für die Logistik».