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Intralogistik

Safelog: «Wir sind ein Spezialist für mobile Robotik»

Die Firma Safelog ist neuerdings mit einer eigenen Tochtergesellschaft auch in der Schweiz vertreten. LOGISTIK-Chefredakteur Robert Altermatt hat sich im grossen Interview mit dem Safelog-Geschäftsführer Mathias Behounek über mobile Robotik und vieles mehr unterhalten.

 

Wer genau ist die Firma Safelog und was macht sie?
Mathias Behounek: Das Unternehmen Safelog wurde 1996 durch Michael Wolter gegründet, welcher heute auch immer noch Alleingesellschaftler und strategischer Teil der Geschäftsführung ist. Wir haben unverändert einen ganz engen Austausch mit ihm. Die Firma wurde damals vor einem ganz anderen Hintergrund gegründet. Ursprünglich im Projektgeschäft in der Automobilindustrie tätig, hat sich Safelog immer mehr zu einem Software-Hardware-Spezialisten im Automotive-Projektgeschäft entwickelt.

2009, während der Immobilien- und Automotive-Krise, sind Michael Reicheicher und ich ins Unternehmen eingetreten, um eine Neuausrichtung zu starten. Danach haben wir Safelog softwareseitig, aber auch produkt- und prozessseitig neu aufgestellt. Wir haben es direkt im Anschluss an die Automobilkrise geschafft, neue Lösungen im Automobilbau mit Pick- und Kommissionier-Systemen anzubieten, die einen hohen replizierbaren und wiederverwendbaren Software-Anteil hatten.

Was folgte als nächstes?
Mathias Behounek: 2013 kam Mercedes auf Safelog zu, um mit uns ein neues System für mobile Roboter zu entwickeln. Mercedes hat damals jemanden gesucht, der mit ihnen ein solches Projekt gemeinsam aufbaut und quasi zu 100 Prozent auf deren Wünsche eingeht. Aus Sicht von Mercedes war das einfacher mit einer Firma, die an der Stelle noch kein bestehendes Produkt-Portfolio hatte. Wir von Safelog haben damals in Bezug auf mobile Roboter wirklich bei Null angefangen. 2014 wurde dann die Entscheidung getroffen, dass wir das gemeinsam machen. Und 2015 haben wir die erste Anlage in Bremen in Betrieb genommen. Und ab 2017 sind wir ins Seriengeschäft mit mobilen Robotern eingestiegen.

Von 2017 bis 2022 haben wir über 3000 mobile Roboter in die Endmontage von Mercedes-Benz-Produktionshallen gebracht. Wir liefern beispielsweise in Sindelfingen in der S-Klasse und E-Klasse-Produktion in zwei Hallen mit über 900 Robotern ungefähr 85 Prozent aller Teile ans Band. Und das ist verrückt. Völlig verrückt. Dass Mercedes, einer der grössten OEMs auf der Welt, so intensiv mit so einer kleinen Firma wie Safelog zusammenarbeitet und uns dabei immer auch genügend Luft lässt und uns auf Augenhöhe behandelt, ist aussergewöhnlich.

Das ist wirklich partnerschaftliches Arbeiten. Zusammenfassend halte ich fest: Wir sind ein Spezialist für mobile Robotik, wir machen sowohl die Hardware als auch die Software, die dafür notwendig ist. Wir verstehen uns selbst als Software-Unternehmen, haben aber natürlich inzwischen mehrere Unternehmensbereiche. Der eine ist Realisierung, der andere ist die Produktion und Entwicklung, aber das Herzstück des Unternehmens und unserer Produkte ist die Software.

Wie positioniert sich Safelog am Markt, sowohl in Europa als auch ausserhalb Europas?
Mathias Behounek: Wir fokussieren uns rein auf Europa und die USA. Alles, was wir machen, ist der grossen Vision geschuldet, dass wir glauben, dass die Entwicklung mobiler Roboter aktuell noch ganz am Anfang steht und dass die Stückzahlen, die dort möglich sind und die es geben kann, ganz anders sein werden als die, die wir jetzt haben. Wir von Safelog produzieren im Moment etwa 1000 Stück im Jahr. Das Ziel ist aber, dass wir in wenigen Jahren über 10'000 Stück pro Jahr produzieren und in Betrieb nehmen, sei es direkt durch eigenes Personal oder gemeinsam mit Partnern, die selbst projektieren und in Betrieb nehmen oder zusammen mit Systempartnern, die unsere Software auf eigenen Hardware-Plattformen nutzen.

Diese 10'000 Stück sind notwendig, um sich gegen die asiatische Konkurrenz am Markt zu behaupten. Der globale Gesamtmarkt der mobilen Robotik in der Intralogistik wird derzeit auf ungefähr 80'000 Stück pro Jahr geschätzt. Circa zehn Prozent oder 8000 Stück davon entfallen auf Europa. Das Ganze zeigt aber auch auf, dass dieser Markt noch unheimlich zersplittert ist. Es gibt viele Anbieter, die Nischen-Lösungen anbieten. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich das konsolidieren wird, wie in vielen anderen Märkten, sodass es dann irgendwann eine Handvoll grosser Anbieter gibt, die in bestimmten Märkten präsent sein werden. Diese Märkte werden sich clustern, genauso wie das in anderen Branchen passiert.

Es wird ein europäisches Cluster geben, es wird ein amerikanisches Cluster geben, und es wird ein asiatisches Cluster geben. Wir wollen im europäischen und im amerikanischen Cluster einer der drei grössten Anbieter sein. Dafür müssen wir schnell grosse Stückzahlen erreichen, um preislich überhaupt ein attraktives Angebot zu haben. Wir sind im europäischen Vergleich sicher einer der günstigsten Anbieter, wenn der Roboter zur Aufgabe passt.

Unsere Absicht ist nicht die Preisführerschaft, aber wir möchten konkurrenzfähig sein gegenüber asiatischen Produkten. Das heisst, wir müssen ein ganz grosses Augenmerk auf die Kosten der Roboter legen, weil wir ansonsten von China überfahren werden. Und das wiederum bedeutet: Alles, was wir machen, zielt darauf ab, dass wir zum einen fähig sind, Grosserien herzustellen, und zum anderen eine Preisalternative zur chinesischen Konkurrenz zu bieten.

Was waren die Beweggründe für Safelog, in der Schweiz eine eigene Landesgesellschaft zu gründen?
Mathias Behounek: Das sind ganz praktische Gründe. Wir sind schon seit geraumer Zeit in der Schweiz aktiv und haben auch Projekte hier. Da die Schweiz nicht zur EU gehört, ist es als deutsche Firma nicht ganz so einfach. Wir sehen hier grosses Potenzial. Es ist ein sehr dichter Markt von der Fläche her, es spielt sich alles auf wenigen Quadratkilometern ab. In der Schweiz sind es vielleicht 110 Kilometer, in denen unheimlich viel Potenzial liegt, da sehr viele Logistikzentren nebeneinander liegen.

Unser Partner TGW war schon lange vor uns mit einer eigenen Landesgesellschaft sehr erfolgreich in der Schweiz aktiv und ist für uns eine Art Dosenöffner für einen umfangreichen Marktzugang. Thomas Kretz und sein Team haben uns bei der Gründung der Safelog Schweiz AG beispielsweise bei der Standortsuche – wir sind im selben Gebäude wie die TGW Schweiz – unterstützt und uns beim Überwinden bürokratischer Hürden geholfen.

Unsere Kunden wählen im Normalfall das Roboter-System von Safelog wegen der Prozessqualität, wegen der Arbeitsplatzkosten oder den Bereitstellungsnebenkosten. Es ist ja immer ein Kosten- und ein Qualitätsthema. Insofern wird die Automatisierung auch in der Schweiz eine Rolle spielen. Safelog steht dafür, auf sehr einfache Art zu automatisieren. Das Investment in mobile Roboter, die auf einer gemischten Fläche fahren, ist eine unheimlich einfache Art, um die herkömmlichen Transportfahrzeuge abzulösen.

Wenn ich das vergleiche mit stationärer Fördertechnik, bei der es feste Einbauten gibt sowie feste Leistungs-Parameter und auch wenig Flexibilität, hat man mit mobilen Robotern im Vergleich ein flexibles System, das man langsam hochskalieren kann. Die Schweiz ist teilweise ein in sich abgeschlossener Logistik-Markt, nicht zuletzt wegen der Verzollung und den Grenzen. Daher muss eigentlich jeder, der hier erfolgreich sein will, eigene Lager in der Schweiz betreiben.

Ganz viele Schweizer Unternehmen betreiben somit Lager, da die Versorgung der Schweiz fast ausschliesslich in der Schweiz organisiert wird. Deswegen sehen wir da für uns grosse Chancen. Safelog unterhält eine strategische Partnerschaft mit TGW.

Seit wann besteht die Partnerschaft und wieso fiel die Wahl seitens Safelog auf TGW?
Mathias Behounek: Die Kooperationspartnerschaft weltweit exklusiv auf den Kernmärkten ist seit November 2022 aktiv. Aber wir haben ein Jahr zuvor beschlossen, das zu machen. Eigentlich sind es jetzt mehr als drei Jahre, in denen wir gemeinsam vertrieblich auftreten. Und wir waren davor schon zwei Jahre in der Projektentwicklung gemeinsam unterwegs. Die Zusammenarbeit hat vor fünf Jahren gestartet. Und man hat in der Zusammenarbeit über diese Projektentwicklung einfach festgestellt, dass die zwei Firmen sich eigentlich perfekt ergänzen. Es gab und gibt zwischen TGW und Safelog so viele Berührungspunkte, dass es verrückt gewesen wäre, diese Kooperation nicht einzugehen.

Weshalb?
Mathias Behounek: Safelog ist Spezialist für einen ganz kleinen Teil des Lagers, und TGW ist Spezialist für Door-to-Door-Lösungen, für das komplette Fulfillment-Center. TGW hatte aber keine eigene Lösung für mobile Transporte. Aus meiner Sicht war es ein extrem mutiger Schritt von der TGW zu sagen: Hey, wir müssen auch Alternativen zu einer Fördertechnik-basierten Lösung anbieten – wohlwissend, dass wir damit in Konkurrenz zu unseren eigenen Produkten treten.

Aber die TGW hat ja eigentlich zwei Herzen in der Brust. Einerseits ist sie ein grosser Integrator für komplette Fulfillment-Center, also für Projekte mit einem Auftragsvolumen von mehreren hundert Millionen Euro. Und das andere Herz der TGW ist das Produktionsunternehmen, das selbst Fördertechnik und Logistik-Systeme entwickelt. Aber neben Logistik-Systemen von null auf hundert auch noch eigene konkurrenzfähige mobile Roboter zu entwickeln, dafür wäre die TGW aus meiner Sicht zu spät dran gewesen, um sich erfolgreich am Markt zu positionieren.

Die TGW ist inzwischen einer unserer grössten Kunden, und wir machen gemeinsam fantastische Projekte bei riesengrossen Firmen, bei denen wir als Safelog auch nie hätten alleine anbieten können, weil die ja ein komplettes Logistik-System ausschreiben und nicht nur die mobile Robotik. Also von daher gilt, und dieser Spruch ist schon oft gefallen: eins plus eins ist drei. Wir sind zusammen viel grösser als jeder für sich alleine im Hinblick darauf, was wir anbieten können.

Man muss ehrlicherweise sagen, dass im Hintergrund auch wirklich viele Sachen zusammenpassen. Die TGW ist eine Stiftung, welche niemals beabsichtigt, die Firma zum Produkt zu machen. Und wir von Safelog sind ein Familienunternehmen. Wir haben einen Inhaber, der die Firma aufgebaut hat und der kategorisch ausschliesst, dass auch nur ein Anteil der Firma jemals verkauft wird.

Welche gemeinsamen Ziele von Safelog und TGW gibt es in der Schweiz, in Europa und in den USA?
Mathias Behounek: Ich glaube auch da, dass beide Firmen – jeweils für sich selbst – einen unheimlich ambitionierten und grossen Plan haben. Wir von Safelog wollen ja wirklich schnell skalieren, nämlich auf 10'000 Roboter in wenigen Jahren. Gemeinsam mit der TGW haben wir in Europa und auch in den USA einen extrem guten Zugang. Und speziell in den USA glaube ich, dass das Zusammenspiel und die Lösungen, die wir dort anbieten können, wirklich perfekt zur heutigen Zeit passen.

In Amerika gibt es noch viele Kunden, die von der Automatisierung noch sehr weit weg sind. Und der Einstieg in die Automatisierung über mobile Robotik ist ein sehr einfacher Einstieg, weil man keine neue Halle oder Palettenhochregallager bauen muss, sondern wir können auch in diesen flächigen Lagern, die es in Amerika gibt, erste Aufgaben übernehmen. Wir haben da gemeinsam mit der TGW Riesenerfolge gehabt, bei denen wir mit der mobilen Robotik der Türöffner waren, sodass über das erarbeitete Vertrauen am Ende Grossanlagen von TGW entstanden.

Unser Ziel ist, dass wir in Amerika mittelfristig genauso viel Umsatz machen wie in Europa. Das muss in den nächsten fünf Jahren passieren. Das ist jetzt erstmal eine vertriebliche Aufgabe, dass wir die Vertriebsteams zusammenfassen, dass wir unser Vertriebsteam skalieren, dass wir ein einfaches Produkt anbieten und erst danach quasi die Lösung im Detail spezifizieren. Wir haben ja auch einen gemeinsamen Messeauftritt, so etwa auf der Logimat in Stuttgart.

Dennoch sind wir zwei getrennte Firmen, wobei jeder hat seine eigene Identität hat. Aber trotzdem machen wir etwas gemeinsam, und wir können gemeinsam noch viel grössere Aufgaben stemmen, als das, was jeder einzelne von uns machen könnte.

TGW ist ein Partner von Safelog. Ihr habt aber noch andere Partner. Mit welchen weiteren Firmen kooperiert ihr?
Mathias Behounek: Ja, da gibt es eine Matrix in vier Richtungen, was wir an Partnerschaften eingehen. Das ist zum einen Mercedes-Benz. Das ist neben TGW unser wichtigster Partner, um unser System vorwärtszubringen. Wir sind in Europa und in den USA bei Mercedes gesetzt. Das ist keine Exklusivität, aber wir haben da einfach unheimlich viele Anlagen, in denen wir präsent sind und auch einen gemeinsamen Plan, wie wir das Logistik-System der Zukunft entwickeln.

Wir programmieren gemeinsam mit Mercedes auch Software. Zum anderen gibt es neben TGW auch andere Partner, die unser System in ihren Katalog mit aufnehmen. Das sind zum Teil kleinere Firmen, und es sind zum Teil Ländergesellschaften. TGW Polen zum Beispiel verkauft das System auch noch mal unter einem eigenen Namen, was für uns aber völlig okay ist. Dann gibt es Partnerschaften zum Beispiel mit der Firma Stäubli.

Dabei nehmen wir Teile aus dem Stäubli-Produkt-Katalog in unser Portfolio auf, aber mit unserer eigenen Software im System. Und wir wiederum ermöglichen es Stäubli, wenn sie eigene Projekte machen, diese auch mit unserer Software umzusetzen, sodass wir wirklich eine bilaterale Partnerschaft haben und diese nicht nur in eine Richtung geht. Bei den anderen gibt es für die Zukaufgewerke ein Set an Partnern, mit denen wir stärker zusammenarbeiten.

Dann gibt es die ganzen Leitstandshersteller. Wir haben mit fast jedem VDA 5050-Leitstandshersteller schon ein produktives Projekt gemacht. Zu nennen wären da Synaos, MHP, Flexus, Kinexon. Auch mit Nicht-VDA 5050-Leitständen sind unsere mobilen Roboter über eigene Schnittstellen kompatibel, was vor allem vor der Einführung der VDA 5050-Schnittstelle unabdingbar war. Insgesamt gibt es mehr als zwölf Leitstände, die unsere mobilen Roboter steuern könnten. Aber wir haben natürlich auch eine eigene dezentrale Steuerungs-Software, die auch VDA 5050 unterstützt, sodass wir komplette Projekte anbieten können.

Robotik beziehungsweise Roboter sind heute schon länger in aller Munde. Robotik ist ein riesiges Feld. Insofern, was verstehen Sie unter Robotik? Könnten Sie eventuell diesen Begriff etwas einschärfen?
Mathias Behounek: Es gibt dazu zurzeit spannende Diskussionen. Auch der Unterschied zwischen dem, was Robotik auf Deutsch bedeutet und was Robotik auf Englisch oder Amerikanisch bedeutet. Wie so oft, die Sprache ist ein scharfes Schwert. Du musst sie nutzen, du musst damit umgehen können. Es gibt so viele ungenaue Bezeichnungen und Begriffe. Die schaffen dann Unsicherheiten.

Früher nahmen viele das Wort Server in den Mund. Jetzt ist es eben der Roboter. Ein ganz schlimmer Begriff ist zum Beispiel künstliche Intelligenz. Das ist so ein Überbegriff, so unscharf. Ich habe schon immer ein Problem, wenn man Werbeversprechen über unscharfe Bezeichnungen mit unklarem Inhalt transportiert. Das mag ich nicht. Was heisst denn das? Was kommt denn da raus? Für mich ist «Roboter» wahrscheinlich ein Wort, das ich gar nicht so oft benutze.

Das, was wir machen, sind mobile Roboter oder mobile Transport-Roboter. Damit ist eigentlich schon ziemlich genau beschrieben, was es macht. Es schafft auch keine dieser Verwirrungen. Wir müssen entweder etwas transportieren, etwas abladen, etwas bewegen oder eine Sequenz einhalten, eine Sortierung, eine Pufferung. Es gibt immer eine Aufgabe zu erfüllen, und bei dieser Aufgabe wirst du immer Abhängigkeiten haben. Deswegen mag ich dieses Wort der Unabhängigkeit nicht. Autonomie steht für Unabhängigkeit. Aber wir können in der Intralogistik nur bedingt unabhängig sein.

Wir werden immer Strom brauchen, wir brauchen eine Aufgabe, und wir brauchen eine Infrastruktur, um diese Aufgabe zu erfüllen. Eine Route, auf der wir fahren dürfen, eine Anlage, an der wir übergeben können. Für uns ist wichtig, dass der Prozess zu Ende gedacht ist. Ein halber Prozess – da hat ja keiner etwas davon! Wenn man sagt, wir fahren die Kiste in die Nähe des Zielortes, aber irgendeiner muss die Kiste dann noch diesen letzten Meter bewegen, dann muss man sich ja fragen, ja mein Gott, was spart man sich denn da?

Ich glaube, wir reden von einer Automatisierung oder Teilautomatisierung von Prozessen, die in erster Linie händisch oder durch stationäre Festeinbauten erledigt werden. Unser Ziel ist es, intralogistische Bestandsinfrastruktur mit einem flexibleren, modulareren und eben auch günstigeren System abzulösen, das viel mehr Freiheitsgrade erlaubt und das stark auf Software basiert. Der Software-Anteil in der mobilen Robotik ist viel grösser, und er wird in Zukunft noch zunehmen, sodass die Aufgaben noch viel dynamischer gewechselt werden können, indem man ein- und denselben mobilen Transport-Roboter für mehrere Aufgaben auf dem Shopfloor verwenden kann.

Wo steht aktuell die mobile Robotik und wie sind die Zukunftsaussichten der Branche oder der mobilen Robotik?
Mathias Behounek: Ich bin überzeugt davon, dass wir erst ganz am Anfang der Entwicklung stehen. Und dass vielleicht zwei Prozent des Potenzials, das möglich ist, jetzt schon bearbeitet wird. Und dass wir locker nochmal 50-mal so viel Potenzial haben, wenn wir es schaffen, dass der Projekt-Charakter wegfällt. Der Projektanteil pro Roboter muss viel, viel kleiner werden. Es muss möglich sein, auch grosse Projekte mit vielen mobilen Robotern in wenigen Tagen zum Laufen zu bringen.

Derzeit ist das sicherlich noch eine Vision, die noch einige Jahre weit weg ist. Aber wenn es möglich wird, dass jeder mobile Roboter schnell und unkompliziert zum Einsatz gebracht werden kann, dann gibt es unendlich viele Aufgaben. Jede Kiste, jede Palette, jede Art von Transportgut, dazu kommt noch die Fertigungsverkettung. Alles, was auf dem mobilen Roboter ist, kann transportiert, gepuffert und sortiert werden. Es lässt sich in ganz anderen Dimensionen denken.

Man hat dann im Hochregal eine Lösung, bei der eine Palette automatisch ausgelagert wird, aber nicht durch einen Festeinbau, sondern durch einen automatischen Schmalgangstapler. Dieser führt die Palette dann möglichst schnell auf den Boden, wo ein günstiges Gerät den Transport weiterführt. Dann kann man als Unternehmen ganz neu denken, wie man diese Bereiche organisiert, weil die ja de facto nicht mehr menschenfreundlich beziehungsweise personensicher sein müssen. Und da gibt es unendlich viele Branchen, in denen es im Moment noch wenige automatische Transporte gibt. Ich denke da an Healthcare, Pharma oder die Halbleiter-Industrie.

Besten Dank für das Gespräch!

Autor: Robert Altermatt

www.safelog.com