Laut Euler Hermes, einer im Kreditvericherungsbereich mit 50 Mitarbeitenden in Wallisellen, Lausanne und Lugano tätigen Tochter der Allianz-Gruppe, schieben europäische Unternehmen seit Mitte 2018 ungewöhnlich hohe Lagerbestände vor sich her. Im März 2019 erreichte die Lagerbestandsquote in der Eurozone (basierend auf den Auftragseingängen der Industrie gemäss Einkaufsmanagerindex, EMI) einen neuen Rekordwert – dem Vernehmen nach höchsten Stand seit 2012 und «höher als irgendwo sonst auf der Welt». Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie, die in Zusammenarbeit mit namhaften Rating-Experten durchgeführt wurde.
Demnach wirken sich die gestiegenen Lagerbestände wirken sich auch auf Exportindustrie aus – Ursache seien die steigenden globalen Unsicherheiten, insbesondere ab der zweiten Jahreshälfte 2018, der schwächelnde Welthandel sowie die Nachfrage, die sich in einigen Branchen noch schwächer entwickelt habe, als zunächst erwartet. Stefan Ruf, CEO von Euler Hermes Schweiz: «Die gestiegenen Lagerbestände in der Eurozone werden zu weniger Bestellungen von europäischen Abnehmern in der Schweiz führen.»
Bei grossen Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe in der Eurozone stiegen 2018 die durchschnittlichen «Days Inventory Outstanding» (DIO) – also die Zeitspanne, die ein Unternehmen benötigt, um seine Bestände in Umsatz umzuwandeln – um vier auf 52 Tage (2017: 48 Tage).
«Die Rekordbestände erfordern entsprechende Gegenmassnahmen», sagt Kai Gerdes, Direktor Analyse bei Euler Hermes Rating. «Das bedeutet, dass wir Anpassungen sowohl bei der Produktion als auch bei den Preisen sehen werden, um den Abverkauf zu beschleunigen. Schliesslich kosten hohe Lagerbestände neben Platz vor allem viel Geld.»