Zürich-Flughafen in Kloten, morgens um neun Uhr an einem normalen Werktag Ende Oktober dieses Jahres. Eine kunterbunt gemischte Gruppe trudelt an der «Bye-bye-Bar» beim Abflugterminal des Flughafens allmählich ein. Eingeladen hat die traditionsreiche Firma Arbor AG mit Sitz in Boll bei Bern, die unter anderem in der Schweiz auch die Marke Combilift verkauft und wartet.
Arbor-Geschäftsführer Andreas Stettler begrüsst dabei in Kloten eine knapp 30-köpfige Reisegruppe, bestehend aus Fachjournalisten, Arbor-Industrie-Kunden sowie einigen eigenen Mitarbeitenden. Die Stimmung ist von der ersten Sekunde an locker, umgänglich und familiär – etwas, das man auf solchen Reisen ansonsten selten bis nie antrifft.
Nach der Ankunft in Dublin erwartet die Besucherinnen und Besucher aus der Schweiz während zweieinhalb Tagen ein vom Arbor-Team hervorragend kuratiertes, genussreiches und höchst interessantes Programm. Neben des Besuchs und anschliessender Degustation einer kleinen und feinen irischen Whisky- und Gin-Manufaktur und der Visite eines Windhunde-Rennens in der irischen Hauptstadt Dublin stand insbesondere vor allem die Besichtigung des eindrücklich grossen Combilift-Produktionswerkes in der irischen Kleinstadt Monaghan im Mittelpunkt der Reise.
Dynamisch gewachsen
1998 gründeten Robert Moffett und Martin McVicar die Firma Combilift. Was damals als Zwei-Mann-Führungsriege, drei Mitarbeitenden und einem Jahres-Ausstoss von nur gerade 18 Staplern äusserst bescheiden begann, hat sich seither in einem Vierteljahrhundert zu einer veritablen Erfolgsgeschichte entwickelt. 2023 beschäftigt Combilift mehr als 800 Mitarbeitende, erwartet einen Jahresumsatz von 450 Millionen Euro und stellt mittlerweile jährlich um die 10 000 Stapler her.
Das Besondere an der Erfolgsgeschichte von Combilift ist die Tatsache, dass das Unternehmen individuell auf den Kunden massgeschneiderte, innovative, robuste und technisch hochstehende Stapler und andere Geräte herstellt. Oder anders formuliert: Combilift stellt Spezialanfertigungen her, und dies dennoch in grosser Stückzahl. Das unterscheidet den irischen Hersteller von einer Vielzahl seiner Mitbewerber, die vor allem Stangenware auf den Markt bringen.
Der Erfolg gibt dem Unternehmen Recht, hat Combilift seit seinem Bestehen doch mehr als 80 000 Stapler in über 85 Länder exportiert. Begehrt sind die Mehrwege-Stapler aus dem Hause Combilift insbesondere in der holzverarbeitenden Industrie.
Massgeschneiderte Spezialanfertigungen
Anlässlich des mehrstündigen (!) Besucher-Rundgangs durch die Montage- und Fertigungshallen liess es sich Combilift-Mitbegründer und CEO Martin McVicar jedenfalls nicht nehmen, die Schweizer Reisegruppe am Hauptsitz in Monaghan persönlich zu begrüssen. McVicar liess die Erfolgsgeschichte von Combilift kurz Revue passieren. Dabei betonte er wiederholt das Konzept von Combilift, nämlich dass sein Unternehmen die berüchtigte «Losgrösse 1» neu definiert habe, indem Combilift eine Massenproduktion von kundenspezifischen Produkten anbiete.
McVicar sagte wörtlich: «We do not make normal forklifts.» Dass dem tatsächlich so ist, bestätigte sich danach auf dem anschliessenden Rundgang durch den Combilift-Hauptsitz. In der Administrations- und Engineering-Abteilung von Combilft in Monaghan arbeitet eine ganze Heerschar an Ingenieuren und Entwicklern direkt mit den jeweiligen Kunden zusammen. Dabei werden seitens Combilift völlig kostenlos Spezialwünsche der Kunden bereits im Vorfeld eines Auftrags für ein massgeschneidertes Stapler-Modell gemeinsam erarbeitet.
Zum weiteren Service-Portfolio gehört aber auch, dass die Combilift-Ingenieure für ihre Kunden einen ebenfalls kostenlosen Logistik- und Lagerlayout-Service bereitstellen. Rund 50 Ingenieure entwerfen Pläne und Lösungen in Form von Materialfluss-Analysen und 3D-Animationen, die eine optimale Lagerhaltung und einen reibungslosen Materialfluss ermöglichen.
Combilift gehe schnell und unbürokratisch auf die Kundenbedürfnisse ein, sagte McVicar weiter. Die hohe Innovationskraft des Unternehmens manifestiere sich auch in zahlreichen Patenten, die Combilift fortlaufend anmeldet. Nicht ohne Stolz merkte McVicar vor der Schweizer Besuchergruppe an, dass beispielsweise auch Combilift-Geräte beim Neat-Basistunnel durch den Gotthard im Einsatz gestanden seien.
Multidirektionale Stapler
In den ersten zehn Jahren ihres Bestehens legte die Firma Combilift bei ihren Staplern und Hubwagen den Fokus auf Langgut-Ware. Die multidirektionalen Stapler-Modelle hoben damals die intralogistische Handhabung von langen Lasten – wie beispielsweise grosse und lange Holzprodukte oder Baumstämme – auf ein ganz neues Niveau. Extrem innovativ war auch die Entwicklung des platzsparenden Gelenk-Staplers, dem Combilift-Erfolgsmodell «Aisle Master».
In jüngster Zeit hat Combilift das Modell «Combi-LC» in enger Zusammenarbeit mit der Firma Siemens Gamesa entwickelt. Siemsens Gamesa ist einer der weltweit grössten Anbieter von Offshore-Windkraftanlagen. Der «Combi-LC» ermöglicht den Transport von Windkraftanlagen-Flügeln und -Türmen. Die Dimensionen dieser Teile sind eindrücklich. Einige dieser Komponenten sind bis zu 115 Meter lang und haben ein Gewicht von rund 70 Tonnen.
Beim Rundgang durch die 47'000 Quadratmeter grossen Fertigungs- und Montagehallen fiel auf, wie schwach der Automatisierungsgrad beziehungsweise wie stark die manuelle Herstellung der Gabelstapler im Hause Combilift ist. Auch wenn das Unternehmen – wie bereits erwähnt – wenig (Stapler)-Stangenware herstellt, so überrascht der tiefe Automatisierungsgrad dennoch. Auf vier Montage-Linien hämmern, schweissen und montieren Combilift-Mitarbeitende tagein, tagaus Stapler als Spezialanfertigungen zusammen. Übrigens: In Monaghan werden pro Woche mehr als 700 Tonnen Stahl pro Woche verarbeitet.