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Logistik

Ausflug ins All am «GS1 Excellence Day 2024»

Der von GS1 Switzerland hervorragend organisierte «GS1 Excellence Day», der am 13. Juni 2024 im Kursaal Bern über die Bühne ging, überzeugte mit lohnenwerten Vorträgen und spannenden Referenten. Das Leitmotto der ganztägigen Veranstaltung hiess «Act now», das Hauptthema war die Ersetzung des Barcodes durch den QR-Code oder 2D-Code, der 2027 zur Pflicht wird.

Gleich zu Beginn des «GS1 Excellence Day 2024» legte der erste Referent des Tages los. Als prominenter Keynote-Speaker startete der ehemalige Wissenschafts-Direktor der US-amerikanischen Weltraum-Behörde Nasa, Prof. Dr. Thomas Zurbuchen, fulminant in den Tag. Zurbuchen, der aus dem beschaulichen berneroberländischen Heiligenschwendi stammt, in Bern studierte und danach in die USA übersiedelte, war von 2016 bis 2022 Forschungsdirektor der US-Bundesbehörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft Nasa. So lange wie Zurbuchen sass kein anderer Diektor auf dem höchsten Nasa-Stuhl. Heute leitet er das Space Center an der ETH Zürich.

Vogelperspektive

Zurbuchen entführte die anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine Reise ins Weltall und nahm diese auf eine Reise mit, die mitunter auch eine Vogelperspektive auf unseren Planeten, die Erde, ermöglichte. Zurbuchen zitierte dabei den US-Astronauten William Anders, der in den 1960er-Jahren den präganten Satz äusserte: «Wir flogen hin, um den Mond zu entdecken. Aber was wir wirklich entdeckt haben, ist die Erde.» Der Nasa-Ehemalige appellierte auch daran, Überraschungen anzunehmen, einfach zu starten und im Prozess zu lernen. Zurbuchen verwies mit Nachdruck darauf, wie wichtig Standards und Standardisierungen seien.

Zurbuchen erklärte, dass vom Weltwall betrachtet man sehr gut beobachten könne, dass die Meeresoberfläche auf unserem Planeten überhaupt nicht überall konstant gleich hoch ist, sondern dass es teilweise bis zu einem halben Meter Niveau-Unterschiede gebe. Das habe oftmals mit dem Wetter (Hochdruck versus Tiefdruckgebiete), mit Geologie (zum Beispiel Vulkane) und mit unterschiedlichen Meeresströmungen zu tun.

Nachhaltigkeit

Ganz allgemein sei ein Anstieg der Meeresoberfläche zweifellos feststellbar, so «Dr. Z», wie Zurbuchen auch genannt wird. Dank der Perspektive aus dem All auf die Veränderungen der Meeresoberflächen und der Meeresströmungen könne man auf der Erde direkt Massnahmen ergreifen, zum Beispiel beim Bau von Häusern, indem Häuser aufgrund des höheren Wasserstands anders gebaut würden. Zudem ermögliche die moderne Raumfahrt, dass man dank des Blicks vom Weltraum das Pflanzenwachstum auf der Erde analysieren könne, um so beispielseise den Bedarf an Wasser oder Düngemitteln in der Landwirtschaft zu reduzieren.

Wichtig in diesem Zusammenhang sei auch die Nachhaltigkeit, denn diese hänge direkt beispielsweise mit der oben geschilderten Thematik der schwankenden Meeresoberflächen bzw. den unterschiedlichen Meeresspiegeln zusammen. Zurbuchen: «Was die Nachhaltigkeit anbelangt, so benötigt diese unbedingt Informationen aus dem Weltall, zum Beispiel etwa, wenn es um den Methan-Gehalt auf der Erde geht. Das ist enorm wichtig, gerade wenn es um die Zukunft unserer Kinder, Freunde und Verwandten geht.»

Langsam, nicht schnell

Zurbuchen führte weiter aus, wie komplex die Weltraumfahrt ist. Insbesondere bei der Ankopplung von Weltraumstationen im Orbit sei eine ungeheuere Präzision gefragt. Beim Andocken der Raumflugkörper müssen diverse Riegel einrasten, um die Schleusen der Transportfahrzeuge zuverlässig und luftdicht zu verbinden. Beim Kopplungsvorgang müsse man aber behutsam vorgehen. Zurbuchen: «Wenn es gefährlich wird, soll man langsam gehen, nicht schnell. Denn wenn ein Problem vorliegt, muss man schauen, dass man etwas tun kann».

Das genaue Andocken der «Space stations» basiert auf Standards. Und genau in diesem zentralen Punkt gibt es einen unmittelbaren Anknüpfungspunkt zu den Standards wie etwa die Barcode- oder 2D-Standards von GS1. Denn Zurbuchens Message war klar: Ohne verbindliche Standards läuft nichts. Zurbuchen: «Diese Standards sind absolut wichtig. Ohne diese Standards gibt es keine 'Space stations', und es gibt auch keine Auslieferungen, die es uns ermöglichen, international zusammen zu arbeiten.»

Auch wenn heute vieles im Weltall plan- und machbar ist, so gebe es regemässig immer wieder Überraschungen, so Zurbuchen: «Wir verstehen unseren Planeten noch nicht so gut, wie wir das glauben und hoffen. Und deshalb ist es wichtig, weiter zu lernen, mit Überraschungen umzugehen, als Wissenschaftler Fragen zu stellen und wirklich zu fragen, was wir sehen. Das Wichtigste, was wir im Weltraum tun können: nicht nur Astronautinnen und Astronauten dort hochzuschicken, sondern in erster Linie unserem Planeten mit Technologie und Wissen zu helfen.»