chevron_left
chevron_right
Logistik

Bis 2032 könnten fast 80'000 Stellen fehlen

Foto: hkama/stock.adobe.com

Eine aktuelle Studie zum Arbeits- und Fachkräftemangel der «Supply»-Branche in der Schweiz zeigt auf, dass derzeit mehr als 36'000 Stellen unbesetzt bleiben. Bis ins Jahr 2032 könnten sogar bis zu 80'000 offene Stellen drohen.

Eine jüngst von der Universität St. Gallen und von Vertreterinnen und Vertretern des Verbands «Swiss Supply» durchgeführte Studie kommt zu einem einerseits bemerkenswerten, andererseits aber auch alarmierenden Befund. Im Moment sind in der «Supply»-Branche in der Schweiz mehr als 36'000 Arbeitsplätze unbesetzt. Mit Blick auf die Zukunft, konkret die Zeit nach 2030, rechnen die Autoren der Studie sogar mit einem Anstieg von nicht besetzten Stellen im «Supply»-Bereich auf bis zu 80'000 Arbeitsplätze.

Der in der Studie verwendete Begriff «Supply» beinhaltet dabei das Management des Waren-, Daten- und Finanzflusses im Zusammenhang mit einem Produkt oder einer Dienstleistung, von der Beschaffung von Rohstoffen bis zur Lieferung des Produkts an seinen endgültigen Bestimmungsort oder deren Entsorgung. Die «Supply»-Branche repräsentiert über 300'000 Arbeitsplätze in der Schweiz. In vielen unterschiedlichen Funktionen trägt jeder Arbeitsplatz zur Sicherstellung der Versorgung im Land und damit auch zum nachhaltigen Wohlstand bei.

Die Funktionalität der «Supply»-Branche wird durch den Arbeits- und Fachkräftemangel und steigende Anforderungen gefährdet. Ein Mangel an qualifiziertem Personal könnte eine erhebliche Bedrohung für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Branche darstellen, lautet ein Fazit der Studie.

Versorgung der Schweiz mit Gütern steht unter Druck

Unbestrittener Fakt der Beschäftigungssituation im Schweizer «Supply»-Markt ist, dass die Versorgung der Schweiz mit Gütern insbesondere deshalb unter Druck steht, weil es schlicht und ergreifend bereits heute an qualifiziertem Personal mangelt. Besonders Ausbildungsberufe wie Logistiker/in EFZ oder Strassentransportfachmann/-frau sind betroffen: Hohe Abbruchquoten und ein durchwachsenes Branchen-Image erschwerten die Nachwuchsgewinnung, so die Studie.

Die «Supply»-Branche stützt sich stark auf Migrantinnen und Migranten, die 37 Prozent der Fachkräfte stellen – deutlich mehr als der Schweizer Durchschnitt von 28 Prozent. Doch die Rekrutierung aus Regionen ausserhalb Europas bringt neue Herausforderungen mit sich: Sprachkenntnisse, kulturelle Integration und Qualifikationsanpassungen rücken stärker in den Fokus.

«Wir müssen uns bewegen»

An der diesjährigen Schweizer Intralogistik-, Automations- und Logistik-Fachmesse «Logistics & Automation» in Zürich erklärte Daniel Moser vom Strassen-Nutzfahrzeugverband Astag in seiner weiteren Funktion als Vorsitzender der Initiative «Movement'32», dass die in der Studie erarbeiteten, fundierten Zahlen von 36'000 fehlenden Arbeitsplätzen eine «erschreckende Bilanz im gesamten Supply-Bereich» ans Licht gebracht hätten. Moser appellierte: «Wir müssen uns bewegen. Es braucht die 'Movement'32'-Initiative, damit die Branche diese vielen fehlenden Fachkräfte überhaupt findet und der Güterkreislauf auch in Zukunft gesichert ist.»

Wenn bis im Jahr 2032 bis zu 80'000 Arbeits- und Fachkräfte im gesamten Schweizer «Supply»-Bereich  fehlen sollten, so seien die Folgen drastisch, so Moser weiter: «Wenn der Güterkreislauf in unserem Land weiterhin so funktionieren soll, wie er momentan funktioniert, nämlich dass er Wohlstand sichert, dann müssen wir uns alle bewegen. Wir alle, das heisst sämtliche Organisationen der «Supply»-Branche, sind diesbezüglich stark gefordert.»

Nachwuchsförderung

Des Weiteren sei klar, dass die «Supply»-Branche dringend ihre Nachwuchsförderung sicherstellen und vorantreiben müsse. Zudem müsse das in der Bevölkerung schlechte Branchen-Image verbessert werden. Ein dringendes Problem bei der Nachwuchsförderung ist die hohe Abbruchquote von über zwölf Prozent in «Supply»-bezogenen Ausbildungsberufen. Die Abbruchrate in der «Supply»-Branche liegt damit doppelt so hoch wie der  Gesamtdurchschnitt der Schweiz, was den Bedarf an gezielten Massnahmen zur Verbesserung der Ausbildungsunterstützung und Talententwicklung unterstreicht.

Als Hauptursache sehen die Studien-Autoren denn auch vor allem das schlechte Branchen-Image, das eher Schüler mit schlechteren Noten oder geringer Motivation anzieht, die den Anforderungen der Ausbildung oft nicht gewachsen sind.

Branchen-Image

Wie schlecht es um das Image der Branche steht, zeigt die Tatsache, dass über 60 Prozent der in der Studie Befragten angaben, dass sie sich nicht vorstellen können, in der «Supply»-Branche zu arbeiten. Diese negative Wahrnehmung stellt laut den Studien-Autoren eine bedeutende Hürde bei der Gewinnung neuer Talente dar. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf.

Schlussfazit: Um langfristig erfolgreich zu sein, sind gezielte Integrations- und Schulungsprogramme notwendig, die den steigenden Anforderungen in Branchen wie der Lagerlogistik oder dem Strassentransport gerecht werden.