Die Logistik wird in den kommenden Jahren speziell gefordert sein, um wechselnden Klimabedingungen und Anforderungen einer nachhaltigen Supply Chain effizient begegnen zu können. Um das zu erreichen, braucht es aber vermehrt gut ausgebildete Fachleute in der Branche.
Es mangelt an Personal
Begrüsst wird, dass die Logistik-Branche durch die aktuellen Krisen, Corona und teils extrem professionell bewältigte Versorgungsengpässe an Aufmerksamkeit gewonnen hat. Allerdings, sagte Beat Duerler, Präsident und Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung zur Berufsbildung in der Logistik ASFL SVBL, anlässlich des abendlichen Events, werfe der Fachkräftemangel seine Schatten voraus.
Ein Fachkräfte-Index des Volkswirtschaftlichen Beratungsanbieters BSS (Basel) vom November 2022, der sich aus Deckungsgrad, Zuwanderungsquote, Arbeitslosenquote und Zahl der offenen Stellen zusammensetzt, zeige, dass der Bedarf in der gesamten Schweiz um 19 Prozent zugenommen habe. Laut offizieller Statistik schlossen 2020 immerhin 1771 junge Leute ihre Ausbildung als Logistiker/in EFZ ab.
Duerler weiss aus langjähriger Erfahrung in der «Organisation der Arbeitswelt» (ODA) aber auch, dass inzwischen eine «Generation Z» herangewachsen ist, die auch gern mal auf «Tiktok» ihren Job sucht und auf Augenhöhe behandelt werden möchte. «Arbeitgeber müssen damit umgehen können», so Duerler. Er verweist auf neue Qualifikationsverfahren, mit denen deutlich mehr Jugendliche einen erfolgreichen Lehrabschluss schaffen könnten.
«Meine Überzeugung ist, dass das konventionelle Verfahren bei den meisten Berufen nicht ideal ist und in Teilen sogar dem Grundgedanken der Berufsbildung widerspricht.» Die Fähigkeit, praktisch zu arbeiten, sei allemal aussagekräftiger als die schulmässige Abschlussprüfung. Abschlussprüfungen sollten seiner Auffassung nach stärker an Handlungskompetenzen ausgerichtet werden.
Steigende Energiepreise
Für direkte Auswirkungen auf die Kühlhäuser und Anbieter temperaturgeführter Logistik sorgen gegenwärtig die Energiepreise. Nach diversen Abklärungen machen heute die Stromkosten bereits bis zu 15 Prozent der Lagerkosten im temperierten Bereich aus. Darum haben die erhöhten Strompreise auch einen erheblichen Einfluss auf die Lagertarife.
Kunden, sagte SVTL-Geschäftsführer Georg Burkhardt, seien inzwischen darauf vorbereitet, dass Preisgespräche und das Weiterreichen der Kosten nicht zu vermeiden seien. Als Basis für mögliche Anpassungen könnten die Terminmarktberichte der ElCom (eidgenössische Elektrizitätskommission) dienen. Diese sind, wie ein Blick auf die Seiten der «EICom» zeigt, zwar komplex, bilden aber eine einigermassen zuverlässige Basis, um sie als Anhaltspunkt zu verwenden.
Corinne Galliker, Marketing- und Verkaufsleiterin beim gleichnamigen Transport- und Logistikdienstleister, verwies in Herznach auf den online zugänglichen «Energiefloater» des Unternehmens, der genau auf diesem Terminmarktbericht der ElCom basiert. An ihm sind in Abhängigkeit der verschiedenen Lagertemperaturbereiche die Zuschläge abzulesen, mit denen zeitnah zu rechnen sein muss.
Im eigenen Unternehmen ist Galliker führend bei der Umsetzung von innovativen Lösungen für eine nachhaltige Logistik. Auf insgesamt 680'000 Quadratmetern Lagerfläche werden mit 3300 Mitarbeitenden (davon 2800 in der Schweiz) 1165 Lkw und 115 Lieferwagen samt 1181 Trailern und Anhängern betrieben. Mit 74 877 Quadratmetern werden aus eigenen Photovoltaik-Anlagen 13 775 MWh (entsprechend dem Strombedarf von 2923 Haushalten) erzeugt.
Im Bereich der Lithium-Ionen-Technik übernimmt Galliker internationale Transporte einschliesslich Verzollung, bietet Lagerung und Reparatur von Speicherkomponenten in einer zertifizierten Werkstatt und in Zusammenarbeit mit der Librec AG sogar das Batterie-Recycling an. Abhol- und Lieferservice für Hybrid-Batterien und sogar der Verleih von Hochvolt-Quarantäne-Boxen für ADR-konforme Transporte von Lithium-Ionen-Batterien gehören dazu.
Bei der Lagerung wird per Wärmebildkamera und manuelle Kontrolle auf den Zustand des sensiblen Transportguts geachtet. Mit modernen Logistiklösungen wird auch im Logistikzentrum von Imbach in Luzern gearbeitet. Auf 34,8 Metern Höhe (HRL und AKL übereinander angeordnet) ist die maximale Ausnutzung der Kubatur mit geringstmöglichem CO2-Fussabdruck gesichert.
Innovatives Vorbild
Bereits heute sind bei Galliker 45 Fahrzeuge mit alternativen Antrieben unterwegs (bis 2040 soll es die Hälfte sein), bis 2030 soll die gesamte City-Logistik CO2-neutral fahren. 15 Elektro-Lkw, sechs wasserstoffbetriebene Trucks, drei Flüssiggas-Lastwagen, der elektrische Autotransporter und ein 3,5 Tonnen-Elektro-Kurier können sich sehen lassen. Mit der Kombination von Strassen und Schienen-Transporten auf 40 bis 50 Bahnwagen werden rund 16 000 Lkw-Touren eingespart, rein rechnerisch 4274 Tonnen CO2 und beinahe 1 Million. Liter (935 950 Liter) an Dieselkraftstoff pro Jahr.
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