Seit 2012 ist das Bregwerk in Wolterdingen neben dem Hauptsitz in Boniswil, dem schweizerischen Villmergen, Weinfelden und Donaueschingen einer von fünf Standorten der Holliger-Gruppe. In der Halle wird konzentriert gearbeitet. Unter dem üblichen Geräuschpegel und teilautomatisiert rücken in grossen Chargen auf dem Hof bereitgestellte Deckbretter, Bodenbretter, Eckklötze in der Fertigung voran. Hämmern, Klopfen, Zischen, Sägen sind die Begleitkulisse für die Produktion des klassischen EPAL-Ladungsträgers mit seinen «elf Brettern, neun Klötzen und 78 geriffelten Nägeln».
Ein kontinuierlicher Produktionsfluss, Stück um Stück, Holz um Holz. Am Schluss die Qualitäts- und Sichtkontrolle, das ovale EPAL-Logo und die Registrierungsnummer. Nicht zu vergessen das IPPC-Signet gemäss den Pflanzenschutz-Bestimmungen. Alle vier Sekunden verlässt eine Palette die Produktionsstätten von Holliger. Noch schneller, sagt Pascal Holliger (37), Nachfolger von Robert Holliger und Mitglied der Geschäftsleitung, liesse sich unter den gegenwärtigen Bedingungen kaum arbeiten. «Dann würden uns die Bretter davonfliegen», meint er humorvoll.
Unter dem Dach der Holliger-Gruppe, deren langjähriger Geschäftsführer Robert Holliger über Jahre hinweg auch Präsident der europäischen EPAL-Vereinigung war, arbeiten in Grenznähe zur Schweiz rund 50 Beschäftigte in Wolterdingen, etwa genauso viele wie an den schweizerischen Standorten. In Wolterdingen soll in den kommenden Jahren in Höhe einer zweistelligen Millionensumme ausgebaut werden.
Vorgesehen sind, wenn alles klappt, bis 2024 eine neue Trockenhalle, eine neue Sprinkleranlage, bis 2025/26 eine weitere Produktionshalle und ein Rohmateriallager mit optimiertem Materialfluss und automatisierten Flurförder-Fahrzeugen. Damit könnte sich der «Output» verdoppeln, die Zahl der Mitarbeitenden noch einmal steigen.
Holliger schwört auf den Ladungsträger aus zertifiziertem Holz statt Kunststoffmaterial. Aufmerksam werden die Diskussionen zur Nachhaltigkeit auf EU-Ebene verfolgt. Die Holz-Palette, so Holliger, sei auf jeden Fall naturnäher. Anforderungen der Food-, Chemie- und Pharma-Industrie muss natürlich Rechnung getragen werden. Vor allem grosse Lebensmittelverteiler, die auch Kunden bei Holliger sind, mussten in den zurückliegenden Jahren verschärften Ansprüchen nachkommen.
Klassiker Holz-Palette
Die klassische Palette steht dem Stellenwert des Containers als normiertem und universellen Teil der Transportwelt in nichts nach. Wäre sie als Ladungsträger nicht längst vielmillionenfach unterwegs, müsste man sie wohl nochmal erfinden: als Exempel für eine nahezu perfekte Kreislaufwirtschaft und besonderes Beispiel für sorgsamen Umgang mit Ressourcen.
Ist sie komplett aus Holz, wie neben zahlreichen Sonderanfertigungen und Boxen die EPAL-Standardausführung bei Holliger, glänzt sie in der CO2-Bilanz mit jedem Exemplar – in der Herstellung energiesparend und unabhängig von Kunststoffen oder weiteren Erdölprodukten – sogar mit einem rein rechnerischen CO2-Vorteil von «minus» 27,5 Kilogramm.
Bei Holliger kommt das preisgekrönte Service-Portal hinzu, für dessen Konzept das Unternehmen schon mal mit dem Swiss Logistics Award prämiert wurde. Kunden können online die Verrechnung von Paletten-Tauschvorgängen, die Verbuchung und Rückläufe verfolgen. Wenn eine Palette schon mal repariert wurde, kommt im Service-Center nochmal ein Nagel drauf, verschmutztes Material, Teile mit Absplitterungen, ramponierten Querbrettern oder lädierten Klötzen werden ausgemustert und dem Recycling zugeführt. Der Kreislauf funktioniert europaweit. Da wird nichts einfach weggeworfen.
Der europaweite Pool, derzeit mit 650 Millionen zertifizierten Paletten und allein in Deutschland über 109 Millionen pro Jahr neu hergestellten Ladungsträgern, ist weiterhin am Wachsen – Markt und Preise sind jedoch starken Schwankungen ausgesetzt.
1991 gegründet, sturmerprobt, hartgeprüft, inzwischen gern kopiert und konkurrenziert, gelten Tauschpool, Qualitätssicherung und Reparatur von Europaletten, Gitterboxen und genormten Ladungsträgern der Europäischen Paletten-Organisation EPAL inzwischen immerhin als Musterbeispiel für das angestrebte «Zero Waste-Konzept» der «Packaging and Packaging Waste Regulation» (PPWR) des «European Green Deal».