Ein paar Monate später: Für entsorgten Karton werden wieder schöne Preise bezahlt, die Versorgung mit Papier und Karton ist in Europa ins Stocken geraten. Und ja genau: Der Online-Handel mit seinem unglaublichen Wachstum über die letzten Jahre ist schuld.
Es ist deshalb Zeit für einen selbst gebastelten Faktencheck. Hauptquelle für nachfolgende Annäherungsrechnung bildet die Website www.altpapier.ch beziehungsweise der Jahresbericht des Vereins «Papier + Karton».
In der Schweiz wurden 2020 rund 940 Millionen Tonnen Papier und Karton «konsumiert» – davon werden rund 80 Prozent wieder eingesammelt und verwertet. Der Konsum geht seit Jahren zurück, interessanterweise auch der Kartonverbrauch (Verpackungsmaterialien).
Relativ tiefer Anteil
Die Verpackungsmaterialien machen im Jahr 2020 rund 311 Millionen Tonnen aus. Hinzurechnen muss man wohl den berechneten Import von Umverpackungen von 364 Millionen Tonnen. Dies betrifft bereits verpackte Güter des Handels (Möbel, Computer etc.), welche aus aller Welt in Karton verpackt in die Schweiz verfrachtet werden.
Wenn wir diese Zahlen zusammenziehen (Verbrauch + Nettoimport), resultiert ein zu entsorgendes Kartonvolumen von 675 Millionen Tonnen pro Jahr – eine eindrückliche Zahl. Dabei stellen wir uns die Frage: Und wie viel davon ist dem Online-Handel beziehungsweise dem Paketversand generell geschuldet? Dazu stehen keine offiziellen Zahlen zur Verfügung, aber man kann dies in etwa berechnen.
Im Jahr 2020 wurden in der Schweiz circa 225 Millionen Pakete verschickt. Wenn wir für jedes versandte Paket ein (eher hohes) Kartongewicht von 200 Gramm ansetzen, haben Paket-Kuriere im letzten Jahr 45 Millionen Tonnen Karton zugestellt. In der Gesamtbetrachtung macht dies einen Anteil von 6,7 Prozent am «angefallenen» Karton oder 3,5 Prozent des gesamten Papier- und Kartonverbrauchs von Schweizer Haushalten und Firmen aus.
Es stellt sich entsprechend die Frage, wo die grossen Treiber des Kartonverbrauchs zu suchen sind.
Zum Schluss: Diese Berechnungen haben wir aufgrund von verfügbarem Zahlenmaterial angestellt und nehmen kritische Einwände gerne entgegen. Wir wollen uns der Verantwortung nicht entziehen. Der Faktencheck zeigt aber, dass es andere, gewichtigere Treiber als den Online-Handel geben muss.