Die Wettbewerbskommission (Weko) verbietet die Übernahme der Quickmail-Gruppe mit Sitz in St. Gallen durch die Schweizerische Post. Die Weko begründet den Schritt mit drohenden Einschränkungen des Wettbewerbs. Zudem gebe es eine andere - nicht namentlich genannte - Kaufinteressentin, welche «über eine langjährige Erfahrung im Bereich von Postdienstleistungen» verfüge und damit eine wettbewerbsfreundlichere Alternative, so die Weko in einer Mitteilung.
Mittlerweile ist bekannt geworden, wer sich neben der Schweizerischen Post auch noch für die Quickmail-Gruppe interessiert: es ist dies der deutsche Unternehmer Rico Back. Back ist in Deutschland eine arrivierte Grösse im Kurier-, Express- und Paketgeschäft. Er gründete in den 1980er-Jahren den KEP-Dienstleister German Parcel, welcher dann in der Folge in die KEP-Gruppe GLS (General Logistics Systems) eingebunden wurde. Back war der erste Geschäftsführer der Marke GLS, die ihrerseits zur britischen Royal Mail gehört.
Überraschender Entscheid
Der Entscheid der Weko kommt insgesamt überraschend. Die LOGISTIK hatte im vergangenen Sommer darüber berichtet. Wir vom LOGISTIK-Team hatten damals Bedenken betreffend dieser Transaktion geäussert, denn würde die Übernahme zustande kommen, so hätte insbesondere im Brief-Bereich in der kleinräumigen Schweiz erneut ein Monopol durch die Schweizerische Post gedroht. Und das just in einem Markt, von dem seit vielen Jahren gefordert wird, dass dieser dringend mehr Wettbewerb, gerade auch durch private Anbieter, benötigt.
Jedenfalls teilte die Wettbewerbskommission nun mit, dass eine vertiefte Prüfung ergeben habe, dass die Übernahme den Wettbewerb im Markt für adressierte Massenbriefsendungen über 50 Gramm für Geschäftskunden beseitigen würde. Zudem entstünde auch in anderen Bereichen eine marktbeherrschende Stellung der Schweizerischen Post, beispielsweise bei der Zustellung von Zeitungen und Zeitschriften.
Quickmail-Gruppe mit roten Zahlen
Die im Jahr 2009 gegründete Quickmail-Gruppe hatte im Juli 2023 argumentiert, sie sehe sich wegen roter Zahlen (O-Ton: «nachhaltige Verluste») wirtschaftlich nicht mehr im Stande, den Betrieb eigenständig weiterzuführen. Da ein eigenständiger Fortbestand der Quickmail-Holding nicht mehr möglich sei, habe das Unternehmen aktiv nach Käufern gesucht - die Quickmail-Gruppe stiess dabei auf die Schweizerische Post als potenzielle Käuferin.
Dass für Quickmail an eine eigenständige Weiterführung des Betriebs nicht mehr zu denken gewesen sei, diesen Sachverhalt bestreitet die Weko in ihrem Entschied nicht. Eine Sanierungsübernahme hätte man aber nur zulassen können, wenn ohnehin mit einem Verschwinden von Quickmail und Quickpac vom Markt zu rechnen gewesen wäre - und einem Wechsel der Kunden zur Schweizerischen Post. Dies sei nicht der Fall, da sich auch ein anderes Unternehmen für die Äkquisition von Quickmail beziehungsweise Quickpac interessiere, so die Weko weiter.
Die Quickmail-Gruppe mit ihren beiden Tochterunternehmen Quickmail und Quickpac stellt schweizweit Briefe, unadressierte Sendungen wie Werbe-Flyer, Zeitungen und Zeitschriften sowie Pakete zu.
Quickmail-Gruppe ist «schockiert»
Die Quickmail-Verantwortlichen zeigten sich in einer ersten Stellungnahme enttäuscht. Marc Erni, Verwaltungsrats-Präsident der Quickmail Holding AG: «Wir haben der Weko von Beginn an klar gemacht, dass wir einem Verkauf an die Post nur deshalb zugestimmt haben, da sich alle tragfähigen Optionen für ein eigenständiges Weiterbestehen zerschlagen haben. Die mangelhafte Liberalisierung kommt vor allem dem grössten Marktteilnehmer bei den Stückkosten zugute. Gleichzeitig sind die Briefmengen stark rückläufig. Diese Kombination hat uns alle Zukunftsperspektiven genommen. Der Verkauf an die Post hätte zumindest für die Mitarbeitenden und die Kunden eine zukunftsfähige Lösung gebracht. Ganz im Gegensatz zu der von der Weko vorgebrachten, vermeintlich 'wettbewerbsfreundlicheren Alternative'. Wir sind schockiert über das unverantwortliche Verbot der Weko und die damit verbundenen möglichen, drastischen Konsequenzen für über 3000 Mitarbeitende.»