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Logistik

Wie geht Handelslogistik ohne Strom?

Wie geht Handelslogistik ohne Strom?
Sowohl handel als auch industrie sind angesichts der drohenden Energieversorgungsengpässe im kommenden Winterhalbjahr gefordert.
Foto: gorodenkoff/gettyimage

Die aktuelle Situation rund um den befürchteten Gas- und Strom-Mangel beschäftigt auch den Handel. Dabei stellt sich immer wieder die Frage: Können wir Logistik ohne Strom?

Natürlich stellen sich aktuell neue Grundsatzfragen bei einem Stromausfall. Wir gehen davon aus, dass jedes Unternehmen für einen temporären internen Stromausfall gewisse Massnahmen getroffen hat. Aus aktuellem Anlass ist es angebracht, das Stromausfall-Szenario wieder einmal richtig durchzutesten und Erkenntnisse zu sammeln. Es hat dafür wohl noch kaum einen besseren Zeitpunkt gegeben, die Mitarbeitenden dürften sich der Problematik noch nie so bewusst gewesen sein.

Was funktioniert noch, was funktioniert nicht mehr? Wie agieren wir in dunklen Räumen? Öffnet sich die elektrisch gesicherte Türe und springt mein Notstrom-Aggregat auch wirklich an? Ein kleiner Test öffnet die Augen und sensibilisiert für das im Raum schwebende Damokles-Schwert: temporäre Netzabschaltungen.

Wirbelsäule IT-Systeme

Grundsätzlich empfehlen wir unseren Mitgliedern die Analyse von innen nach aussen anzulegen. Was passiert bei einer allfälligen temporären Netzabschaltung mit meinen Warenflüssen? Kann ich diese systemisch nachhalten und temporäre Stromlücken überbrücken, oder sind die Systeme mittlerweile über verschiedene Standorte derart verflochten, dass sich die temporären Stromausfälle de facto in einen totalen Ausfall meiner Systeme kumulieren?

Kann ich meine «Real Time»-Logistik temporär in eine «Batch»-Logistik zurückführen und unabhängig der Anzahl betroffener Standorte im Rhythmus der Stromverfügbarkeit arbeiten? Es dürfte sehr kompliziert werden, und die vielen Fragen können nur mit einer durchschnittlichen Eintretenswahrscheinlichkeit beantwortet werden. Eine Kumulation beziehungsweise Multiplikation von tiefen Eintretenswahrscheinlichkeiten führt natürlich zu noch tieferen Gesamtwahrscheinlichkeiten. Was also tun?

Die Radikal-Variante durchdenken

Das Gedankenexperiment lautet: Schafft es Ihr Betrieb ohne IT-Unterstützung, Ware zu kommissionieren und so aufzubereiten, dass diese in der richtigen Menge am richtigen Ort landet? In der Tat eine sehr schwierige, aber unter Umständen durchaus lohnende Aufgabenstellung. Denn wenn Sie zum Schluss kommen, dass Sie es nicht schaffen, können Sie jede weitere Logistik-Planung zum Netzabschaltungsszenario einstellen. Wenn Sie es aber zumindest auf dem Papier schaffen, kommt gleich die nächste Aufgabenstellung auf Sie zu: Schaffen es auch Ihr Transport-Dienstleister oder Ihre eigene Flotte? Solche Fragen werden uns die nächsten Monate begleiten. Hoffen wir, dass es nie soweit kommt und uns die Sparmassnahmen ohne Abschaltungen durch den Winter bringen.